Ballon Lebenskultur


K U L T U R

 

Aus welchen Quellen speist sich die Gesundheitsbewegung, welche Kultur braucht sie und wie kann eine gesundheitsförderliche, gemeinnützige und gemeinwohlorientierte Perspektive unterstützt werden?
 
 

 

 

 

Die 1980er Jahre waren Bewegungsjahre mit Frauenbewegung, Umweltbewegung, Anti-Atom-Bewegung und Gesundheitsbewegung. Diese Bewegungen waren national und international aufgestellt und unterstützten sich gegenseitig in ihrer Wirksamkeit. Die Aktivist:innen waren teilweise in mehreren Bewegungen engagiert und kannten sich. Die Entstehung von Kommunen und Wohngemeinschaften stärkten den Zusammenhalt vieler Menschen. Die Haupttriebkräfte der verschiedenen Bewegungen waren der Wunsch nach Selbstbestimmung, Menschenwürde und Erhalt der natürlichen Lebenswelten auch für die nächsten Generationen. In der Gesundheitsbewegung bedeutete dies, nicht mehr fremdbestimmten Eminenzen zu glauben sondern wissenschaftliche und alternative Wege in der Gesunderhaltung und Medizin zu gehen, Patient:innen vom Objekt zum Subjekt und zur entscheidenden Person zu machen und das ganze Gesundheitssystem demokratischer und patientenorientierter auszurichten.

In der Zwischenzeit haben sich die Bewegungen weiterentwickelt und neue sind hinzugekommen. Hier sind besonders die Klimabewegung und die Nachhaltigkeitsbewegung zu nennen. In etlichen gesellschaftlichen Bereichen ist es notwendig, eine „Wende“ der bisherigen Politik und Praxis vorzunehmen. Dies gilt für die Energiewende, die Verkehrswende, die Ernährungswende, aber auch für die Gesundheitswende. Diese Umorientierung zeigt einen Richtungswechsel an, von der konsumierenden und verbrauchenden hin zu einer regenerierenden und bewahrenden Haltung, was sinnvolle Innovationen nicht ausschließt. Im Gesundheitsbereich gehören zu diesem Richtungswechsel die Umkehr von der Privatisierung und Ökonomisierung des Gesundheitswesens hin zu einer gemeinwohlorientierten und gemeinnützigen Gesundheitsvorsorge und Gesundheitsversorgung. Die Gesundheit der Bürger:innen und Patient:innen soll präventiv und kurativ gefördert werden unabhängig von den sozioökonomischen Bedingungen.

Die neue Gesundheitsbewegung kann sich ähnlich wie vor 40 Jahren eigenständig entwickeln, aber gleichzeitig auch die Netzwerke zu benachbarten Akteuren und Bewegungen aufbauen und pflegen. Der Kern der Gesundheitsbewegung sollte die Selbstbestimmung des Menschen, die Gesundheits-Kompetenz, eine Gemeinwohl-Orientierung  sowie eine Grundüberzeugung von einem sozial-ökologisch verträglichen und gerechten Leben sein. Der Handlungsansatz „Health in all Policies“ zeigt bereits auf, wie vielfältig die Bewegung und das Netzwerk sein müssen als Voraussetzung einer sozial-ökologischen Gesundheitspolitik. Die GesundheitsAkademie e.V., Gesundheitsläden und Gesundheitsinitiativen in den Kommunen haben langjährige Erfahrungen mit Vernetzungen und Kooperationen und könnten für die Gesundheitsbewegung wichtige Funktionen als Netzwerker erfüllen. Sie sind auch mit diversen Themen der neuen Bewegung vertraut und praktisch engagiert. Eine nachhaltige und diverse Gesundheitsbewegung kann als Teil eines (zivil)gesellschaftlichen Netzes dargestellt werden.